Auf Wiesen, die längere Zeit falsch gepflegt wurden, kehren die Blumen nicht ohne Weiteres durch richtige Nutzung, Mähen und Heuen zurück.
Einige Zeit lang sind zwar die Samen im Boden noch keimfähig. Aber nach etwa fünf Jahren ist die "Samenbank" erschöpft. "Von selbst" kommen Blumen dann nur auf die Wiese zurück, wenn sie von außen Zugang haben. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die wir unten beschreiben.
Auf eine Wiese im Freiland gehört Saatgut, das dieser Lage auch entspricht. Also keine Blühmischung mit bunten, möglicherweise sogar exotischen Blumen. Auch sogenannte "Bienenfreundliche Mischungen" sollten Sie nur im Garten verwenden. Und schauen Sie auf den Packungsinhalt, ob die Blumen wirklich bienenfreundlich sind. Hinweise dazu finden Sie bei Paul Westrich oder in unseren Blühkalendern für Kräuter, Stauden und holzige Pflanzen. Diese Auswahl ist aber nicht für die freie Landschaft, sondern für die Verwendung im Garten konzipiert!
Verschiedene Saatguthersteller halten Samenmischungen für Wildblumen-Wiesen bereit, beispielsweise Saaten Zeller, Syringa Pflanzen, Rieger-Hoffmann.
Diese Hersteller bieten regionales Saatgut an, das auf die jeweiligen Naturräume angepasst ist und deshalb häufig besser keimt und wächst.
ist nicht ganz so einfach, wie man sich das vorstellen würde. Dazu gibt es grundsätzlich vier Möglichkeiten:
Dies ist die aufwändigste Methode. Sie erfordert den Umbruch der Wiese mit Fräse oder Grubber und die Herstellung eines Saatbetts.
Es kann Probleme mit der Naturschutzbehörde geben, wenn diese einen Wiesenumbruch nicht erlaubt. Deshalb sollten sie vor solch einer Maßnahme zunächst Kontakt mit dem Landratsamt aufnehmen!
Da die meisten Wiesenblumen und Gräser Lichtkeimer sind, sollte beim Säen darauf geachtet werden, dass die Samen nicht unter die Erde gelangen. Anschließend sollten Sie das Ganze walzen, damit die Samen Bodenschluss haben.
ist eine Variante hierzu. Dazu wird auf das vorbereitete Saatbett Mähgut benachbarter artenreicher Wiesen aufgebracht (wenn es welche gibt). Genaueres wird hier beschrieben: http://naturschutzbund.at/files/NATUR%20VERBINDET/Maehgutuebertragung.pdf
Hierzu gibt es eine ganze Reihe von Angaben aus der Literatur und in den Katalogen der oben genannten Saatgut-Lieferanten.
Auf jeden Fall braucht es offene Stellen und wenig Konkurrenz durch die bestehenden Gräser. Scharfes Eggen und Aufkratzen des Pflanzenbestands werden vielfach als Voraussetzung genannt. Das ist für kleinere Grundstücke und Privatpersonen oft zu kompliziert.
Wenn Sie Ihre Wiese ordentlich ein paar Jahre (nicht zu spät) gemäht und abgeräumt haben, werden Sie sehen, dass der Bestand beginnt, lichter zu werden. Es zeigen sich offene Stellen, u. a. durch Ameisennester und Regenwürmer.
Sammeln Sie einfach aus der Umgebung bei Ihren Spaziergängen immer wieder einmal abgeblühte Blüten- bzw- Samenstände von ähnlichen Flächen (Hangneigung, Ausrichtung). Da haben Sie bestes autochthones (regionales) Saatgut, das noch nicht einmal etwas kostet. Das werfen Sie einfach auf Ihre Wiese, vielleicht gerade auf die offenen Stellen. Dann können sie die Samen auch noch etwas festtreten.
Wir wollten versuchen, Blumen auf unsere Patenwiese zu bringen, die sehr isoliert im bebauten Bereich Tübingens liegt. Nachdem die Wiese einige Jahre vom Vertragslandwirt gemulcht worden war, war sie sehr wüchsig. Im Frühjahr gelb von Löwenzahn, war sie anschließend nur noch grün. Nach etwa 10 Jahren Möhen und Heuen begann sich der Bestand zu lichten, schon vorher tauchten immerhin scharfer Hahnenfuß, Schafgarbe, und Wiesenstorchschnabel auf. Sie hatten offenbar die Mulch- Zeit überstanden. Auf Flächen, die von abgestellten Baufahrzeugen eingedrückt und wieder aufgefüllt worden waren, hatte sich Hornklee etabliert. Die Margeriten, auf gleiche Weise auf die Wiese gelangt, waren nach einem Jahr wieder verschwunden.
Auf dieser Wiese haben wir zwei (eigentlich drei) Versuche zur Einsaat in den Bestand gemacht (Ein Umbruch oder anderweitiger Maschineneinsatz kam nicht in Frage):
2016 sind wir in der Art vorgegangen, wie sie vielleicht von "normalen" GütlebesitzerInnen durchgeführt werden kann: Nur mit dem Rechen haben wir den Boden scharf aufgerauht und Moos ausgerecht, so dass offene Bodenstellen vorhanden waren. Die nachfolgende Einsaat auf einem definierten Streifen war insofern eine Pleite, weil es kurz darauf einige Tage geregnet hat und dann mehrere Wochen trockenstes Wetter war. Der Erfolg war (scheinbar?) gleich null.
Inzwischen zeigt sich aber, dass es doch teilweise funktioniert hat - siehe unsern Blog!
Der Erfolg ist natürlich immer auch Wetter abhängig.
Damit hatten wir erheblichen Erfolg: Mit Beginn der sichtbaren Aushagerung kamen bald Knautie, Wiesenflockenblume und Skabiosenflockenblume,die sich inzwischen etabliert und vermehrt haben.
Nach weiteren Einsaaten kamen auch Wiesenbocksbart (2015 ein Exemplar, 2016, einem "Wiesenbocksbart-Jahr" war die Weise voll, 2017 drei Exemplare) sowie Wilde Möhre und Wiesenpippau.
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Wir plädieren daher für normale (Klein-)WiesenbesitzerInnen für die "Hosentaschen-Saat" (siehe aber unseren Blog!). Sie hat den Vorteil, dass es wenig Vorbereitung braucht, was gerade PrivatbesitzerInnen auf den Realteilungs-Stücken entgegenkommt. Sie kann immer wieder im Lauf der Monate und Jahre ohne Zusatzkosten durchgeführt werden. Das macht von Wetterkapriolen unabhängig. Das Saatgut ist optimal regional. Sie übt die Geduld, die in der Natur immer nötig ist und es ist sehr spannend, zu beobachten, welche Arten sich schließlich auf der Wiese wohl fühlen, weil sie da hin passen.
Denn die Artenzusammensetzung ist ja immer ein Charakteristikum der jeweiligen Fläche und erzwingen lässt sich nichts. Auf unserer Wiese werden wir auf Wiesensalbei vemutlich umsonst warten (aber siehe unseren Blog rechts!).
Ansonsten erfreuen wir uns eben an anderen Wiesen, auf denen er und andere Blumen sich wohl fühlen und die von ihren Besitzerinnen sorgsam gepflegt werden.
Coronabedingt ist unser Mai-Sensenkrus ausgefallen. Und nach längerer Trockenheit und nachfolgendem Regen haben sich jetzt doch auch unsere Blumen wieder aufgerappelt und die ganze Palette stand wieder auf der Wiese. Auch der Wiesensalbei hat sich gut etabliert, obwohl ein ungeduldiger Autofahrer doch wieder über die Wiese um den sein auto ausladenden Nachbarn herum gefahren ist - direkt mitten über den Salbei.
Wir haben etwas gebangt, ob der Sensenkurs am 20. 06. wetterbedingt abgesagt werden müsste. Die Corona-Vorsichtsmaßnahmen waren ja jetzt klarer. Aber es hat geklappt, bis zum Mittag war das Wetter noch gut. Aber die Prognose sagte immer wieder Regen voraus. Da der Aufwuchs swowieso etwas schütter war und die Wiese inzwischen sehr lückig, das Wetter auch schlecht angesagt war, lohnte sich das Heuen nicht. So haben wir einen weiteren Versuch gestartet: Die sonst unerwünschte Auswaschung von Nährstoffen aus dem gemähten Gras wollen wir als "Erhaltungsdüngung" nutzen. Nach drei Tagen Regenwetter haben wir den Schnitt abgeräumt und sind gespannt, ob wir einen Effekt sehen.
Geduld und die Hoffnung nicht aufgeben ist die Devise. Der leichte Regen der letzten Tage hat es wohl gebracht, wenn wir uns auch in Bescheidenheit üben müssen: Ein Wiesenbocksbart ist erschienen, die Wiesenglockenblume ist am gleichen Ort wieder aufgeblüht, obwohl sie ja eigentlich einjährig ist. Hat sie sich versamt, oder doch zu einem zweiten Jahr aufgerafft? Und jetzt knallt sogar eine Lichtnelke(Silene dioica) klein und rot aus dem Grün! Eigentlich nicht so ganz standorttypisch. Wo die jetzt her kommt? In der Pflanzenliste unserer Einsaat von Syringa steht sie nicht.
So gibt es immer wieder kleine Überraschungen, wenn man die Augen offen hält!
Das trockene Frühjahr (und zwei Federball-spielende Nachbarskinder) haben der Wiese etwas zugesetzt. Hat die Trockenheit etwa unserem Wiesenbocksbart den Garaus gemacht? Jedenfalls ist er bis jetzt nicht zu sehen. Dafür ist ein Wiesensalbei von letztem Jahr groß und stark geworden. Vielleicht hat er von der Trockenheit auf dieser sonst eher frischen Fläche sogar profitiert? Hahnenfuß blüht jedenfalls ausreichend für unsere Hahnenfuß-Scherenbienen (Chelostoma florisomne), die jetzt wieder an unserem Wildbienenhaus aktiv sind.
Und jetzt auch noch zwei Wiesen-Glockenblumen. Eine davon ist allerdings ofenbar schon in einem Wiesenblumen-Strauß verarbeitet worden. Schön, wenn wir so etwas bieten können - und schön, dass eine übrig gelassen wurde. Danke! Gerade die Wiesenglockenblumen sind nicht mehrjährig. Sie sollten sich versamen können. Wir sind gespannt, ob auch sie nach der Mahd (am 29. Juni) noch einmal zum Blühen kommen. Bis dahin hat unser verbliebenes Exemplat aber vielleicht auch schon Samen gebildet.
Und es funktioniert!
Der Wiesenbocksbart hat sich etabliert und die Esparsetten kommen auch wieder. Nur müssen wir offenbar den Wiesenbocksbart wieder auf dem obernen Teil der Wiese ausbringen. Er wandert langsam hangabwärts, nach Süden. Möglicherweise liegt das daran, dass wir auf Grund der Bebauung im Umfeld häufig Nofwind haben und seine Samen hauptsächlich nach Süden verfrachtet werden. Aber direkt vor dem haus könnenwir uns solche Spässchen ja erlauben.
Eine Wiese braucht Zeit und Geduld. Das haben wir heute wieder erfahren, als wir eine kleine Führung an unserer Wiese gemacht haben:
Beim Betrachten und Erklären fiel uns plötzlich auf, dass neben dem Wiesenbocksbart plötzlich auch Margeriten blühen! Und bei genauerem Hinschauen sehen wir nun auch die rosa Blüten von Esparsetten, getarnt im Rotklee!
Offensichtlich hat also die Übersaat vom letzten Jahr (oder vom vorletzten?) doch Wirkung gezeigt! Einen Versuch ist es also allemal wert.
Nach einer spärlichen Löwenzahn-Blüte (Aushagerungseffekt!) ist die Wiese jetzt gelb von Scharfem Hahnenfuß. Das ist schön für unsere Hahnenfuß-Scherenbienen, die wieder in Massen an unserem Wildbienen-Nistplatz ihre Löcher füllen und verschließen. Scharfer Hahnenfuß ist zwar giftig, aber nicht, wenn er als Heu getrocknet ist. Insofern stört er uns auch nicht.
Versteckt im Gelb blüht jetzt auch wieder der Wiesenbocksbart in mehreren Exemplaren. Wir hatten ihn ja vor mehreren Jahren aus Samenständen eingesät (unsere "Hosentaschen-Saat") und er hat sich inzwischen offensichtlich etabliert.
Und die Wiesenflockenblumen strecken auch schon ihre (noch geschlossenen) Köpfe.
Endlich ist die Einsaat-Seite fertig.
Wenn sie selbst Erfahrungen gemacht haben, dann lassen Sie doch andere Interessierte daran teilhaben und schicken Sie uns einen kleinen Bericht. Wir fügen ihn dann hier unter Ihrem Namen (wenn Sie wollen, sonst auch gerne anonym) ein.